
11.
Durch das angekippte Wohnzimmerfenster drang ein Windhauch hinein. Er strich über Kajas Haut und hinterließ ein angenehm kühles Kribbeln, das im krassen Gegensatz zu der Hitze stand, die sie in diesem Moment empfand.
Sie war nackt, zumindest teilweise. Daniel konnte ohne Hindernis ihre Brüste betrachten. Und obwohl sie eine leidenschaftliche Saunagängerin war und somit mit fremden Blicken klarkommen müsste, war es in dieser Situation etwas anderes. In der Sauna war jeder nackt, ob schön oder nicht. Es herrschte ein unausgesprochenes Abkommen darüber, die Menschen zwar wahrzunehmen, aber nicht anzustarren. Natürlich gab es auch dort Ausnahmen, doch hielten sich diese zumeist in Grenzen.
Aber hier, in Daniels Wohnzimmer, einer ihr bis vor kurzem fremden Umgebung, spielte Nacktheit eine entscheidende Rolle. Zumindest so lange, wie das Spiel andauerte. Das Anstarren mit erotischem Hintergrund war ein elementarer Bestandteil.
Kajas Gesicht brannte vor Scham. Die letzte Stunde war ein wahrhaftes Auf und Ab der Gefühle gewesen. Momente purer Lust und Selbstverwirklichung wurden durch schamvolle und peinliche Situationen abgelöst. Bisher hatte sich all das aber in Grenzen gehalten, doch mit dem Wegfall des BHs war das Spiel schärfer geworden. Zum Glück hatte Daniel richtig auf ihre Verunsicherung reagiert. Obwohl sie die Größe ihrer Brüste kaum beeinflussen konnte, war ihr B-Körbchen schon immer ein schwarzer Fleck in ihrem Wohlbefinden gewesen. Gut, ihre Oberweite hing nicht und hatten eine, wie sie fand, schöne Form. Doch etwas ausladender hätten sie gerne sein können. Um so angenehmer war es, dass ihr Gegenüber sie nicht mit enttäuschten Blicken malträtierte. Im Gegenteil. Er starrte sie unverhohlen an. Und in seinen Augen lag nichts Negatives. Sie enthielten eine animalische Gier – und diese stärkte ihr Selbstvertrauen.
»Würfelst du?«, fragte Daniel. Er lallte leicht. Der Likör tat das, was er tun sollte.
»Klar«, sagte Kaja und griff nach dem Spielgerät. Sie hielt einen Moment inne und sah ihn an. »Du glotzt ja richtig.«
»Es lohnt sich ja auch.«
Sie würfelte eine Drei und erreichte mit ihrem Glas ein Fragefeld. Sie nahm die Karte auf und schluckte. Die Frage hatte es in sich.
»Hattest du schon einmal Analsex?«
Sie sah Daniel in die Augen, er starrte erwartungsvoll zurück. Das Thema war mindestens genau so intim wie das Entblößen von Brüsten.
»Du musst die Frage nicht beantworten«, sagte er mitfühlend und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Kaja winkte ab.
»Ich kneife nicht«, erklärte sie und versuchte Kraft auszustrahlen. »Regeln sind Regeln.«
»Das stimmt, aber auch diese können aufgeweicht werden.«
»Auch später in der App?«
Daniel lachte. »Nein, die App ist knallhart, der Code kennt kein Pardon. Aber in der Testphase ginge es.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hatte bereits Analsex. Mehrfach sogar.«
Er nickte. »Auch mit deinem Ex?«
»Ja. Er hatte da einen Fetisch. Aber er hat es nicht allzu oft eingefordert.«
Daniel lachte. »Bestimmt das obligatorische Geschenk zum Geburtstag und Herrentag.«
»Nein, das war eher spontan.«
»Und …«, hakte er vorsichtig nach. »Magst du es?«
»Hm«, antwortete Kaja. »Es ist okay, denke ich. Mit der entsprechenden Vorbereitung. Von selbst würde ich es aber nicht vorschlagen. Hattest du schon? Also als aktiver Part?«
Daniel zögerte zunächst, als überlegte er, ob er diese Frage beantworten wollte, ohne dass das Spiel ihn dazu aufgefordert hatte.
»Ja, schon. Meine Ex Melanie war da sehr offen.«
Kaja lachte grunzend auf. »Im wahrsten Sinne des Wortes! Also stehst du drauf?«
»Schon. Aber nur, wenn der Partner Bock drauf hat. Wenn nicht und sie nur Zwang und Schmerz empfindet, törnt mich das eher ab als an.«
Sie nickte und glitt in ihrer Erinnerung zurück in das Schlafzimmer ihrer und Maiks alten Wohnung. Sonnenlicht flutete den in Pastellfarben eingerichteten Raum. Kaja kniete in dem breiten Bett, den Kopf und die Brust auf ein flaches Kopfkissen gestützt, unter das sie ihre Arme geschoben hatte. Ihren Po hatte sie in die Höhe gereckt, so dass Maik sich an diesem vergnügen konnte. Sie erinnerte sich an das Schmatzen des Gleitgels und das Gefühl seines Zeigefingers, der sich mit sanftem Druck auf ihren Anus legte und sich langsam seinen Weg ins Innere suchte. Er hatte den Finger vor und zurück geschoben. Schmerz hatte Kaja dabei nicht empfunden. Dieser kam erst, als er den Mittelfinger hinzunahm. Aber er hielt sich in Grenzen. Zwei Finger gingen noch. Als es dann ernst wurde, krallte sie sich in das Laken. Maiks Penis war nicht der Größte, aber unverhältnismäßig breit gewesen.
»Mehr Gel!«, hatte sie gefordert, als er versuchte, diesen in sie einzuführen. Nachdem er das Kühle Gleitmittel auf ihr Arschloch aufgetragen hatte, linderte es zumindest für einen Moment das, was sie empfand. Doch dann legte er den Penis erneut an und drückte. Langsam, aber unnachgiebig. Sie spürte deutlich, wie sein bestes Stück Millimeter um Millimeter tiefer eindrang. Sie stöhnte leise und biss sich auf die Unterlippe. Dann, als der Widerstand überwunden und die Eichel mit vollem Umfang eingedrungen war, stieß sie einen stummen Schrei aus.
Maik ging vorsichtig zur Sache, penetrierte sie mit kurzen Hüben, während seine Hände ihr Gesäß fest im Griff hatten. Regelmäßig gab er kleine Spritzer Gleitgel hinzu.
»Darf ich schneller?«, keuchte er und obwohl Kaja es am liebsten bei dem Tempo belassen hätte, stimmte sie zu. Sie kannte Maik, er brauchte Geschwindigkeit, um zu kommen. Wenn er sie nur langsam fickte, würde der Schmerz nie vergehen. Wenn er jedoch zulegte, war ihr Unwohlsein zwar größer, würde aber ein baldiges Ende nach sich ziehen. So biss sie die Zähne zusammen, während er nicht nur schneller, sondern auch tiefer zur Sache ging. Und tatsächlich, es dauerte keine zwei Minuten, bevor er anfing zu stöhnen. Also ein jäher Urschrei das Schlafzimmer erfüllte und sein Becken ruckartige Stöße ausführte, war es geschafft. Er zog seinen Penis heraus und ließ sich auf die Seite fallen. Auch Kaja hatte sich gedreht. Maiks Sperma, so unglaublich heiß, lief dabei aus ihr heraus. Sie schob eine Hand zwischen ihre Pobacken und spürte das Pochen, das der Akt bei ihr hinterlassen hatte.
»Kaja?«
Daniel sah sie amüsiert an. »Träumst du?«
Sie schüttelte sich. »Ich war in Gedanken.«
Gänsehaut belegte ihre Arme. Doch entstand diese nicht aus Kälte oder Erregung. Vielmehr war sie ein Zeugnis von Ekel, der sie bei dem Gedanken an Sex mit Maik erfüllte. Hätte ich mich ihm nur nie so grenzenlos hingegeben, dachte sie frustriert. Es ist alles umsonst gewesen.
»Ich hatte gefragt, ob wir noch einen Schluck trinken wollen, bevor es weitergeht?«
Kaja sah ihn fragend an, dann kehrte ihr Geist ins Hier und Jetzt und zu ihrem Spiel zurück. »Klar, gerne.«
Sie tranken Likör. Daniel schmiss den Würfel und schob seine Figur Sekunden später ein mickriges Feld voran. Er stöhnte enttäuscht. »Wenigstens darf ich eine Karte ziehen.«
Er nahm eine Aktionskarte auf. Kaja beobachtete, wie er stumm las und mit den Lippen Worte formte.
»Laut vorlesen!«, forderte sie. Er lachte.
»Gerne!«
Er räusperte sich gekünstelt. Das Lächeln, das über seine Lippen flog, verhieß nichts Gutes. »Alle Spieler ziehen etwas aus.«
Kaja sah an sich hinab. Sie trug nur noch ihren Rock und Unterwäsche. Daniel hatte kaum mehr am Leib. Entschlossen und mit einem siegessicheren Gesichtsausdruck stand er auf und zog sich ungeniert seine Hose hinunter. Darunter kam, oh Überraschung, eine weitere, schwarze Shorts zum Vorschein, hinter der sich die Konturen eines erigierten Penis abzeichneten. Kaja grinste neugierig, während sie sein bestes Stück betrachtete. Er bemerkte, wie sie ihn anstarrte. Sie musste die Situation überspielen und zwang sich zu einem munteren Lachen. »Wer trägt bei diesen Temperaturen Boxershorts?«
»Na, ich!«, gab er knapp zurück. »Und nun du!«
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. Aber sie hatte keine Wahl. Sie stand langsam auf, löste zwei Knöpfe auf der Vorderseite des fliederfarbenen Rockes und spürte sofort, wie die Spannung um ihre Hüfte nachließ. Der Stoff glitt von allein an ihr herunter und offenbarte nackte Haut, sowie einen weißen Tanga mit viel Spitze. Hastig setzte sie sich wieder hin, während Daniel sie mit Blicken verspeiste. Nun war sie fast vollständig entkleidet. Zudem näherte sich das Spiel dem Ende, denn die Figuren hatten einen beträchtlichen Teil des Weges bereits hinter sich gelassen. Wie passend, dachte sie. Nicht nur klamottentechnisch stand bald das Finale an. Sie zählte zwischen ihrer und seiner Spielfigur einen Abstand von sechs Feldern. Mit etwas Glück würde sie diesen über die Ziellinie bringen können. Aber bis dahin konnte, und das bezeugten einige rote und blaue Spielfelder, noch vieles passieren.
12.
Daniels Glied pulsierte vor Lust. Nun saß ihm Kaja beinahe vollständig entkleidet gegenüber. Er betrachtete gierig ihre Brüste, die so wunderschön und verlockend waren. Weiter unten schützte lediglich ein winziges Stückchen Stoff ihr intimstes Heiligtum vor seinen Blicken. Wäre das Leben ein Comic, würden ihm das Herz aus der Brust springen und Speichel aus dem Mund laufen.
Mit vor Erregung zitternder Hand ergriff er den Würfel und ließ ihn mehr schlecht als recht über den Tisch holpern. Er zeigte eine Fünf. Bingo. Ein guter Wurf.
»Ähm«, unterbrach Kaja ihn, als er seine Spielfigur vorwärts schob. »Du bist nicht dran.«
Daniel legte die Stirn in Falten. Dann überkam es ihn. Er hatte doch erst gewürfelt. »Sorry«, murmelte er kleinlaut und schob sein Glas auf die alte Position zurück. Sie lächelte ihn aufreizend an.
»Das Blut ist wohl nicht mehr in deinem Kopf, was?«
Dabei nickte sie in Richtung seiner Boxershorts. Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie deutlich sich sein Speer gegen das Gefängnis aus Stoff zur Wehr setzte.
»Öhm«, stammelte er und errötete. Kaja lachte. Ihr gefiel es offenbar, wie sie ihn mit ihrem Körper um den Verstand brachte. Daran bestand kein Zweifel. Er beschloss, mit offenen Karten zu spielen. »Natürlich ist das Blut woanders. Du bist einfach wunderschön.«
»Danke«, kicherte sie und wirkte gerührt. Sie offenbarte ein herzliches Lächeln, das sich nicht nur auf ihren Lippen zeigte, sondern auch in ihren Augen. Langsam nahm sie den Würfel auf und ließ ihn auf den Tisch fallen, ohne dabei den Blick von Daniel zu lösen. Anschließend schob sie ihre Spielfigur drei Felder vor. Er stöhnte enttäuscht, als sie lediglich auf einem Trinkfeld zum Stehen kam. »Wie langweilig.«
Sie tranken. Und synchron zum Spiel würde der Trinkspaß bald enden, denn die Flasche war so gut wie leer. Also würfelte er, ohne Zeit zu verlieren, während Kaja gierig den Kopf in den Nacken warf, um auch den letzten Tropfen aus dem Glas zu kriegen. Dabei wackelten ihre Brüste, was ihn so sehr ablenkte, dass er das Spielgerät neben den Tisch schmiss.
»Boden brennt!«, wiegelte sie die Sechs ab, die sich im Anschluss zeigte. »Noch einmal!«
»Du willst nur nicht, dass ich gewinne.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Dein fieses Grinsen verrät es mir.«
Kaja wirkte pikiert. »Das ist kein fieses Grinsen. Nun mach endlich!«
Daniel tat, wie ihm geheißen. Eine Zwei.
»Yes!«, freute sie sich über die schwache Ausbeute. »So wird das nichts, mein Lieber!«
Tatsächlich lag er sieben Felder zurück und selbst eine gute nächste Runde würde an ihrer Führung nichts mehr ändern können. Schlimmer noch. Wenn sie mindestens eine Fünf würfelte, hatte sie gewonnen. Die Spielstraße war zu Ende. Er schluckte, schob die Figur vor und erreichte ein rotes Feld. Wenigstens das, dachte er und zog voller Erwartung eine Karte. Und diese enttäuschte ihn nicht.
»Eine Person deiner Wahl setzt sich auf deinen Schoß. Ihr küsst euch.«
»Na, für wen entscheide ich mich wohl«, lallte er und sah sich fragend zu allen Seiten um. »Hm. Ich nehme … Kaja!«
Die Auserwählte griente verlegen. »Ich? Damit hätte nun keiner gerechnet.«
»Tja. Was wäre das Leben ohne Überraschungen?«
Sie lachte und stand auf. »Arsch!«
Mit federnden Schritten kam sie um den Tisch und blieb vor ihm stehen. Sie sahen sich an. Dann betrachtete er ihre Brüste, ihren Bauchnabel, die sachten Abdrücke in der Haut, die der Saum des Rockes hinterlassen hatte und den Tanga, dessen Stoff so dünn war, dass man durch ihn die Schamlippen erkennen konnte.
Sie verschlang ihn ebenfalls mit Blicken. Erst seine Augen, im Anschluss die Brust, seinen Bauch, die Boxershorts … Dann setzte sie sich in einer fließenden Bewegung auf seinen Schoß, Gesicht an Gesicht. Ihre Haut war heiß, ihr Duft fruchtig. Er stöhnte auf, sie atmete tief und langsam. Sein Penis drückte mit aller Kraft nach oben und sie spürte das, da war er sich sicher.
»Du hast da was«, hauchte sie und machte mit der Hand eine flüchtige Bewegung in Richtung seines Beckens, stoppte jedoch. Wie sehr er sich wünschte, dass sie ihn endlich berühren würde.