
8.
Daniel hob den Würfel, hielt jedoch inne. »Wie wäre es mit einer Zwischenrunde? Ich habe durst.«
Kaja nickte zustimmend und er füllte beide Spielfiguren mit dem Likör. Sie stießen an und tranken. Sie schüttelte sich.
»Magst den Likör nicht?«, wollte er wissen und platzierte die Gläser wieder auf dem Spielfeld.
»Doch, doch!«, antwortete sie rasch. »Ich bin ansonsten aber eher eine Weintrinkerin. Härtere Sachen verpassen mir eine Gänsehaut.«
Daniel lachte und genoss zugleich die Wärme, die sich in seiner Kehle ausbreitete. Er hoffte, dass der Alkohol ihm den Mut geben würde, das Spiel konsequent durchzuziehen. Und das war wichtig, denn er kannte die Spielkarten in- und auswendig, immerhin hatte er sie selbst verfasst. Er wusste genau, welche pikanten Fragen und Aktionen im Stapel auf die Spielenden lauerten, und einige davon hatten es in sich.
»Würfelst du endlich?«
Kaja wirkte ungeduldig, biss sich wieder auf die Unterlippe. Man könnte meinen, dass Angst in ihren Augen liegen würde, doch das Gegenteil war der Fall. Sie brannten lichterloh und zum wiederholten Mal ertappte er sie dabei, wie sie ihn und seinen Körper genau auscheckte. Dieser Tag hat schon jetzt das Potential, etwas ganz Besonderes zu werden. Er grinste selig und ließ den Würfel fliegen.
Das Spielgerät hoppelte und sprang über das Feld, stieß mit einem Kling gegen eines der Schnapsgläser und blieb liegen.
»Eine Eins«, spottete sie. »So wirst du mich nie überholen.«
Er winkte ab und schob sein Glas auf eine weiße Fläche. Kaja war dran und würfelte. Eine Vier. Damit lag ihr Vorsprung bei neun Feldern und konnte selbst mit einem Bombenwurf im nächsten Zug nicht aufgeholt werden.
Sie schob ihr Glas auf die entsprechende Stelle und stellte fest, dass sie rot war. Kaja atmete tief ein, dann griff sie eine Ereigniskarte.
»Setze dich für eine Spielrunde auf den Schoß der Person zu deiner Linken.«
Daniels Herz machte einen Satz. Seine Nachbarin hingegen drehte ihren Kopf in gespielter Ahnungslosigkeit zur Seite und erschrak, als dort niemand saß. »Links neben mir sitz aber keiner.«
Sie zwinkerte ihm zu.
»Das Spiel ist für mehrere Teilnehmer ausgelegt. Sollte man die App später nur zu zweit benutzen, passt sich der Text automatisch an. Von daher: Ich bin die Person, die dir in diesem Moment gegenüber sitzt. Zeitgleich sitze ich auch links und rechts neben dir.«
Nun war er es, der kokett zwinkerte. Sein Körper kribbelte vor freudiger Erwartung.
»Na dann«, hauchte sie und stand auf. »Wer bin ich schon, den Anweisungen des Designers zu widersprechen?«
»Das wäre ein Unding!«
Kaja kam um den Tisch. »Darf ich?«
Daniel, der die meiste Zeit des Spiels über leicht nach vorn gebeugt dasaß, richtete sich auf. Sein Herz raste, als sie ihm den Rücken zuwandte, den fliederfarbenen Rock glattstrich und sich auf ihm niederließ. Sofort spürte er, wie etwas zwischen seinen Beinen anschwoll und er war sich sicher, dass auch sie es bemerkte. Aber sie ließ sich nichts anmerken. Jetzt, wo sie ihm so dicht war, konnte er ihr Parfüm riechen. Es hatte eine fruchtige Note. Es passte zu ihr wie ein Cocktail zum Sommer. Der Stoff ihres Rockes fiel glatt auf seine Hände, die er neben sich auf dem Sofa abgelegt hatte. Am liebsten hätte er sie angefasst, ihre Taille gestreichelt sowie die Hüften und den Bauch berührt …
»Du bist dran«, hauchte sie und beugte sich vor, um den Würfel zu greifen. Dabei spannte sich der Stoff des Rockes und betonte ihren Po. Daniels Blick glitt hinab. Ihr Gesäß war so warm, so verlockend … Er musste sich zusammenreißen.
»Lass ihn fliegen«, hauchte sie und legte das Spielgerät in seine Hand.
»Geht sofort los«, keuchte er. »Gut Ding will Weile haben. Das darf Mann nicht überstürzen.«
»Du schindest Zeit.«
»Mit Nichten. Wie kommst du darauf?«
Beide glucksten Verhalten. Dabei hatte sie natürlich recht gehabt. Er wollte jede Sekunde mit ihr auf seinem Schoß genießen. Schließlich sah er aber ein, dass er es nicht weiter aufschieben konnte. Er schmiss den Würfel auf den Tisch, sah an Kaja vorbei und beobachtete, wie eine Drei zum Vorschein kam.
»Soll ich für dich setzen?«, fragte sie.
»Bitte.«
Sie schob das Glas auf ein blaues Fragefeld. »Darf ich vorlesen?«
»Das mache ich selbst. Nicht, dass du dir etwas ausdenkst.«
»Du würdest es merken, Herr Spielmacher, wenn ich schummeln würde. Meinst du nicht?«
Er lachte. »Trotzdem. Sicher ist sicher.«
Kaja reichte ihm die oberste Fragekarte und er begann zu lesen.
»Wie oft masturbierst du in einer Woche?«
Puh, die Frage ist persönlich, dachte er und bereute, dass er diese Karte erstellt hatte. Wie hätte er jemals ahnen können, dass er sie selbst einmal ziehen und beantworten musste? Aber er hatte keine Wahl. Seine Mitspielerin sah ihn über die Schulter erwartungsvoll an. Er schloss die Augen. Er kannte die Antwort. Und doch tat er so, als würde er zwanghaft überlegen. Dabei konzentrierte er sich auf das Gefühl ihres Pos auf seinem Schoß, ihren Geruch und auf das Pochen in seiner Hose. Dann begann er leise zu zählen.
»Vierunddreißig, fünfunddreißig, sechsunddreißig …«
Kaja fuhr erschrocken zu ihm herum. »Was?! So oft?!«
Daniel lachte. »Nein, natürlich nicht.«
Sie stimmte in sein Lachen ein. Aber er musste etwas sagen. Und er durfte nicht lügen. Seine Wangen glühten.
»Nein, im Ernst. Ich denke, so zwischen fünf und sieben Mal die Woche.«
»Also fast jeden Tag.«
»Hm.«
»Warum so oft?«
Jetzt brannte sein Gesicht wie Feuer. Immer diese Fragerei.
»Du bist neugierig«, stellte er zum wiederholten Male fest.
»Ich bin eine Frau, gewöhn dich daran.«
»Ist das nicht etwas stereotypisch?«
»Mir doch egal. Also: Warum so oft?«
Er seufzte. »Zum einen, weil es Spaß macht und ich schon lange single und auf meine Hand angewiesen bin. Zum anderen, weil ich fast jeden Tag etwas Nacktes oder Anstößiges zeichne. Irgendwann muss man sich erleichtern, um nicht zu platzen.«
Kaja nickte nachdenklich.
»Wie oft … machst du es dir?«, fragte Daniel zaghaft.
»Ich bin eine verheiratete Frau. Ich muss es mir nicht selbst besorgen. Ich habe einen potenten Mann, der das für mich übernimmt.«
Sie lachten gemeinsam los.
»Das würde ich dir glatt glauben, hättest du mir nicht erst vorhin erzählt, dass Maik eine richtige Pfeife ist. Also? Um es mit deiner Hartnäckigkeit zu sagen: Wie oft?«
Sie kicherte. »Das muss ich dir nicht erzählen. Es gab für mich keine Karte mit der entsprechenden Aufgabe.«
»Hey, das ist unfair. Du fragst auch mehr, als es die Karten erfordern.«
»Und es liegt an dir, diese Zusatzfragen zu beantworten.«
»Hmpf!«
Sie spielte mit ihm. Doch anstatt sich darüber zu ärgern, mochte er es. Mehr noch. Es machte ihn an. Diese Frau hatte Witz und Charme – genau so, wie er es liebte.
Bevor er sich versah, hatte Kaja den Würfel geschmissen und erhob sich.
»Hey!«, beschwerte er sich und vermisste bereits ihr angenehmes Gewicht.
»Die eine Runde ist vorbei!«
Er sah ihr traurig hinterher. In dem Moment, in dem sie sich hinsetzte, präsentierte der Würfel eine Sechs. Ihr Vorsprung baute sich kräftig aus. Doch das war nur Nebensache, denn ihr Glas landete abermals auf einem roten Feld.
»Ziehe etwas aus. Beachte: Doppelte Kleidungsstücke zählen als ein Kleidungsstück.«
Sie stutzte. »Hatten wir diese Karte nicht bereits?«
»Ich habe sie mehrfach im Stapel platziert. Oder meinst du, dass es ausreicht, wenn es in der gesamten Partie nur ein Kleidungsstück gibt, das ausgezogen werden muss?«
»Stimmt. Du hast recht. Das wäre armselig.«
»Eben.«
Kaja zögerte zunächst. Sie schien zu überlegen und sah an sich hinab. Daniel tat es ihr gleich. Sein Glück war, dass sie, wie sollte es anders sein, in den Sandalen keine Socken getragen hatte. Daher musste entweder ihr Rock oder das Top weichen. Was er sich mehr wünschte, konnte er gar nicht sagen. Beides würde seine Vorzüge haben.
»Na dann«, flüsterte sie mit einem unterschwelligen Zittern in der Stimme. Sie atmete laut ein und aus, als müsste sie für das, was als Nächstes kam, all ihren Mut aufbringen. Sie überkreuzte die Arme, griff den unteren Teil des Tops und zog es in einer fließenden Bewegung hoch und über ihren Kopf. Zum Vorschein kam ein beinahe makelloser Oberkörper, der nur oberhalb des Bauchnabels ein winziges Muttermal enthielt, sowie ein strahlend weißer BH. Er war glatt und glänzte seidig, während nur an den Unterseiten der Cups, die apfelgroße Brüste verbargen, ein dezenter Hauch von Spitze zu finden war. Daniel schnürte sich die Kehle zu. Er konnte nicht verhindern, dass er sie unverhohlen anstarrte.
»Meine Augen sind hier oben«, kicherte sie und legte schützend einen Arm über ihre Brust. Er riss sich zusammen und zwang sich dazu, ihr zumindest kurz in das gerötete Gesicht zu sehen. Erst, als er wieder zum Würfeln ansetzte, ließ sie den Arm sinken. Er sah das Weiß ihres BHs in den Augenwinkeln, dass ihn magisch anzuziehen schien.
Wie eine Fliege, die dem Licht nicht widerstehen kann.
»Eine Fünf«, sagte er heiser und schob sein Glas über die Spielstraße, bis er auf einem blauen Feld stoppte. Hastig hob er eine Fragekarte ab und las vor. »Hattest du schon einmal Tittenfick?«
Kaja prustete los vor Lachen. »Was ist das denn für eine Frage?«
Auch Daniel grinste, doch zweifelte er nicht an ihrer Berichtigung. Tittenfick war eine gängige Sexpraxis, warum sollte nicht nach dieser gefragt werden?
»Eine angebrachte«, gab er lässig zurück und war froh darüber, dass seine Stimme wieder einen normalen Klang angenommen hatte. »Und meine Antwort ist ja.«
Kaja verstummte sofort. »Was? Echt? Das musst du erklären!«
Er legte die Stirn verwundert in Falten. »Kennst du sowas nicht?«
»Doch, schon. Aber ich hatte sowas noch nie. Meine Titten sind dafür zu klein.«
Ihre derbe Sprache überraschte ihn. Daniel räusperte sich. Im Grunde hatte sie recht, ein schmächtiger Vorbau eignete sich nur bedingt dazu. Aber Kajas Brüste waren nicht so klein, wie sie behauptete. Auch mit ihnen konnte man es versuchen. In seinem Kopf explodierten Bilder von ihr und ihm, während er seinen Penis zwischen ihren Brüsten vor und zurück schob.
»Erzähl davon«, unterbrach Kaja den Ausflug ins Fantasiewunderland. Er schüttelte ablehnend den Kopf. »Das wollte die Karte nicht wissen.«
Sie stemmte mit gespielter Wut die Hände in die Hüfte, wobei ihre Brust etwas nach vorn geschoben wurde. »Freundchen, so haben wir nicht gewettet! Ich will das wissen!«
»Vergiss es!«, wiegelte Daniel ab. Er würde dabei bleiben. In seinem Kopf startete dennoch ein Film, der ihn einige Jahre zurück in das Bett seiner damaligen Lebensgefährtin katapultierte. Sie lag auf dem Rücken. Er kniete über ihr, so dass sein Hintern über ihrem Bauch schwebte. Seinen Penis hatte er zwischen die ausladenden Brüste Melanies geschoben, die sie wiederum mit den Händen zusammendrückte. Sie hatte ihren Kopf maximal in die Richtung des Geschehens gereckt, so dass sie jedes Mal, wenn sein Penis vorstieß, mit ihrer Zungenspitze die Eichel berührte.
»Du bist gemein«, beschwerte sich Kaja vehement. »Das ist so interessant.«
Daniel seufzte. »Solltest du in Zukunft etwas mehr verraten, werde ich es auch wieder machen. Es liegt an dir.«
Sie zog eine Schnute, nickte aber. »Okay.«
Sie nahm den Würfel und eröffnete die nächste Runde.
Hallo Kim
ich mag deinen Stil, Sehr gut und flüssig zu lesen mit Spannung und genau der Prise die es braucht um dieses gewisse Kribbeln zu fühlen
ich freue mich auf mehr von dir
Danke für die lieben Worte! Und ich verspreche, dass es auch in Zukunft mehr „kribbeln“ von mir geben wird. Feuchte Küsse! :-*
Da freue ich mich jetzt schon drauf!
Dann wünsche viele kreative Momente 💕